Der alltägliche kleine Hass

Beispiel Fußball

Der Hass und Rassismus, der sich in den aktuellen terroristischen Anschlägen manifestiert, kommen doch nicht aus dem Nichts. Ich erkenne viele Bereich unseres Lebens, wo Anfänge dieses Hasses immer normaler werden: Zum Beispiel Fußball. Gegen eine gewisse Rivalität ist ja nichts einzuwenden. Natürlich will man sich als Sportler*in und auch als Fan miteinander messen und man macht sich auch mal lustig über die andere Seite. Aber wenn man anfängt zu vergessen, dass es ein SPIEL ist, wird es gefährlich. Diese zum Teil abgrundtiefe Abneigung und Wut die Mannschaften wie Hoffenheim und RB Leipzig von vielen Fußballfans entgegenschlägt, ist doch albern. Was haben die anders gemacht als Barca, Madrid, Manchester, PSG oder Liverpool? Die haben im Gegensatz zu vielen dieser Vereine keine korrupten Geldgeber, die über irgendwelche Kanäle illegal Geld in die Vereinskassen pumpen. Beide Vereine haben dank legitimer Geldgeber mit einer klugen Aufbauarbeit erfolgreiche Vereine geschaffen. Muss man sie mögen? Nein. Aber hassen? Warum? Weil sie keine Traditionsvereine sind? Da kann ich nur sagen: „Leute, kommt mal runter. Immer wenn ich das Wort Tradition höre, werde ich ganz vorsichtig und hellhörig. Tradition kann uns zeigen, wo wir hergekommen sind und was wir richtig und falsch gemacht haben. Aber die Aufgabe von Tradition ist nicht uns zu zeigen, wo wir hingehen müssen. Da waren wir ja schon… seid doch froh, dass in Leipzig was passiert. Genießt doch, wie man aus jungen Menschen eine gute Mannschaft (in Deutschland) aufbaut.“

Aber dieser zum Teil unüberlegter Hass ist doch nicht unähnlich dem Hass Migranten oder einfach nur anders aussehenden Menschen gegenüber. Wir gewöhnen uns immer mehr an eine Verrohrung unseres Umgangstons.

Beispiel Karneval

Noch ein Beispiel. Ich war gestern im Karneval unterwegs. Ja, ich habe trotz Hanau gestern gefeiert. Vielleicht auch, weil ich es gar nicht so richtig mitbekommen habe, aber als ich es erfahren habe, habe ich auch nicht aufgehört zu feiern. Doch noch bevor ich von Hanau gehört habe, kam es zu einem mir nicht unbekannten Gespräch. Neben mir brüllt jemand: „Scheiß Düsseldorf, schalla la la la la…“ Ich: „Was hast du denn gegen Düsseldorf?“ „Ey, die trinken Pisse.“ „Ok und deswegen sind die doof?“ „Was ist denn mit dir, willst du jetzt ernsthaft diskutieren?“ „Ja. Was hast du denn gegen die?“ „Das ist doch egal. Keiner braucht diese Wichser.“ „Aber warum sind die doof?“ „Weil das scheiß Düsseldorfer sind.“ „Ja, dann kann man die doch auch direkt erschießen- oder?“ „Spinnst du? Was redest du denn da?“ „Genau das wollte ich von dir wissen.“

Veränderung fängt im Kleinen an

Natürlich hat er das gar nicht so gemeint. Er war eigentlich auch ganz nett und war nur in Brülllaune. Für ihn gehört das einfach zum Karneval. Man singt kölsche Lieder über Toleranz und zieht über Düsseldorf ab. (Und wenn man nicht über Düsseldorf abzieht, dann singt man, dass man nur in Köln leben möchte, der schönsten Stadt der Welt…) Veränderung fängt im Kleinen an. Etwas mehr Höflichkeit und vielleicht überdenkt man hin und wieder, was man denn da so wie selbstverständlich von sich gibt.

Verschiebung der Ränder

Und jetzt noch einmal ganz theoretisch: Die Gaußche Normalverteilung besagt, dass jede x-beliebige Menge extreme Ränder hat. Aber um diese Ränder zu verschieben, muss man sich nicht nur mit den Rändern beschäftigen, sondern kann auch die eigentliche Masse, quasi die Mitte verschieben, dann verändert sich auch die Position der Ränder.